Selbstbewusstsein, Durchhaltevermögen und ein grosses Netzwerk zeichnen erfolgreiche Menschen aus – doch wer Chancenintelligenz besitzt, kommt noch weiter. Dies ist die interessante Meinung des Managementtrainers Herrmann Scherrer.
Worin liegt das Geheimnis ungewöhnlich erfolgreicher Menschen? Hermann Scherer hat sich auf ihre Spur begeben und ihre besondere Fähigkeit entdeckt: Chancenintelligenz. In seinem neuen Buch erklärt der Autor, wie man die Chancen, die das Leben privat und beruflich bietet, erkennt und nutzt.
Es gibt Menschen, deren Ideen, Projekte und Lebensleistungen uns immer wieder zutiefst verblüffen und höchste Bewunderung abverlangen. Menschen, die offenbar alles richtig machen und denen alles gelingt, was sie angehen. Menschen, die vor Kreativität, Brillanz und Charisma nur so sprühen. Menschen, die selbst unter widrigen Bedingungen anderen immer um eine Nasenlänge voraus sind und die teils extreme Lebenswege hinter sich haben. Vom Metzger-Lehrling zum TV-Revolutionär, vom steinewerfenden Taxifahrer zum Aussenminister, vom Bedürftigenstipendiaten zum amerikanischen Präsidenten. Wie machen die das?
Chancen erkennen und nutzen
Hermann Scherer hat genau hingesehen und erklärt in seinem neuen Buch, was diese speziellen Erfolgsmenschen auszeichnet und was sie anders machen als andere. Denn keinesfalls haben solche „Glückskinder“ einfach nur zufällig mehr Glück im Leben. Vielmehr besitzen sie unter anderem eine besondere Fähigkeit: Sie sind in der Lage, die Chancen, die vor ihnen liegen und die sich ihnen bieten, zu erkennen und zu nutzen. Sie haben dafür einen ganz bestimmten Fokus und sich diese Haltung zu eigen gemacht.
So wie andere reflexartig leider nur zu oft sofort Probleme und Schwierigkeiten sehen, sind sie sozusagen darauf konditioniert, primär Chancen und Möglichkeiten zu sehen, also sich zu fragen: “Was kann ich daraus machen? Welche Möglichkeiten bieten sich mir daraus? Welche Chance kann ich aus diesem Vorfall, aus dieser Beobachtung nutzen? Wie kann ich dies in eine Chance, in einen Vorteil, in eine neue nützliche Erkenntnis umwandeln”?
Das bezeichnet der Autor und Managementtrainer als Chancenintelligenz. Menschen mit diesem besonderen Chancenblick verfügen über ein sensibles Gespür für Situationen, sie haben den Mut, Regeln zu brechen, sie sind genaue und interessierte Beobachter, haben eine gute und ausgeprägte Wahrnehmung und gehen nonkonformistisch und mit eigenen Meinungen durchs Leben.
Weil eine Chance nichts anderes ist als eine Betrachtungsweise des Alltags, sehen und ergreifen diese Menschen auch Chancen in scheinbar unbedeutenden oder gar ausweglosen Situationen oder können sogar negative Ereignisse in Chancen umkehren. Dazu gibt es aus der Marketingpraxis ein bekanntes Beispiel: Reklamationen sind an und für sich negativ, doch vorbildlich abgewicktelt, bieten sie die Chance, Kunden zufriedener zu machen und noch stärker an das Unternehmen zu binden.
Der Autor erzählt anhand vieler Beispiele die Geschichten solcher Menschen und zeigt, was wir von ihnen lernen können. Er erzählt auch von sich selbst und seinen eigenen Erfahrungen, vom Zweifel und von der Angst zu scheitern, aber ebenso von Selbstvertrauen und vom Finden des eigenen Wegs abseits des Mainstreams.
Chancen sind Potenziale, die es umzusetzen gilt
Geradezu tragisch ist, dass wir die meisten Chancen als solche gar nicht oder viel zu selten erkennen. Und selbst die wenigen, die wir wirklich wahrnehmen, nutzen wir nur zu einem geringen Teil und geben schnell wieder auf, wenn sich Widerstände bilden. Möglich ist auch, dass Menschen Chancen zwar entdecken, sich aber dann dagegen entschieden haben – schlicht falsche Entscheidungen getroffen haben, was wir alle hin und wieder tun. Und schliesslich könnte es sein, dass die Betroffenen den Aufwand gescheut haben, eine vorhandene Chance tatsächlich zu nutzen. Denn Chancen sind Potenziale, die es umzusetzen gilt. Und keine Geschenke, die den Erfolg fix und fertig mitliefern. Allerdings ist es auch eine Frage des Selbstvertrauens und der Beharrlichkeit, an “die Chancen von Chancen” zu glauben.
Techniken der Chancenerkennung
Es gibt zahlreiche sehr gut umsetzbare Techniker der Chanenerkennung. Dies sind beispielsweise die folgenden: (Auszug aus dem Buch des Autors:)
- Umgeben Sie sich mit interessanten Menschen – bewusst auch mit solchen, die anders sind als Sie, in ganz anderen Jobs arbeiten, die Welt anders sehen.
- Blicken Sie öfter mal über den Tellerrand Ihrer eigenen Branche: Was tut sich anderswo?
- Fragen Sie ruhig mal jemanden, der keine Ahnung von Ihrem Geschäft hat, nach seiner Meinung. Möglicherweise versetzt er Sie in Erstaunen.
- Saugen Sie Informationen auf: Via Internet, durch Bücher, Zeitschriften, Vorträge, Seminare … So bleiben Sie wach und beweglich.
- Spinnen Sie einfach mal: Was wäre, wenn …? (Beispiele: Wenn Sie drei Wünsche frei hätten … Wenn Sie risikolos gewisse Investitionen tätigen könnten …) Sind Sie selbst ein eher nüchterner Typ, suchen Sie sich einen kreativen Sparringspartner.
- Probieren Sie gelegentlich Dinge aus, die Sie noch nie gemacht haben.
- Streichen Sie Sätze wie „Das kann nicht funktionieren“ aus Ihrem Repertoire. Denken Sie lieber noch mal drüber nach, ob es nicht doch klappen könnte.
- Gönnen Sie sich öfter mal eine kleine kreative Pause – lassen Sie die Gedanken einfach wandern. Im Hamsterrad fällt einem in der Regel nichts Geniales ein.
- Wenn Ihnen eine Idee durch den Kopf schiesst: Schreiben Sie sie auf! Sofort! Morgen früh ist sie sonst möglicherweise weg.
Chancenerkennung kann man trainieren
Chancenerkennung kann man also trainieren und es ist weitgehend eine Frage der Grundhaltung und Einstellung, einfach auch, ob man dazu neigt, immer zuerst die Probleme zu sehen – oder eben die Chancen erkennen möchte und will. Und wenn man diesen alltäglichen Fokus mental sozusagen neu einstellt und justiert, bieten sich plötzlich viele Chancen.
Die Chancenerkennung ist im Unternehmensalltag eine wichtige Voraussetzung zur Innovation und permanenten Verbesserung und Optimierung von Produkten und Serviceleistungen. Nur wer für Chancen offen ist, diese erkennt, realistisch abzuschätzen weiss und mit der notwendigen Beharrlichkeit umsetzt und sich dafür einsetzt, bringt ein Unternehmen voran oder entwickelt Innovationen. Denn das Interessante ist, dass Chancen keine Hirngespinste sind, sondern sich aus genauen Beobachtungen und Wahrnehmung des Kundenverhaltens, von Bedürfnissen und anderem ergeben.
Mitarbeiter mit der Grundhaltung des “Chancenblicks”
Dafür braucht es die Anstellung von Mitarbeitern, die diese Grundhaltung und diesen “Chancenblick” haben, es braucht Freiräume und eine hohe Fehlertoleranz, um mit Chancen zu experimentieren, Instrumente, sie zu erkennen (Konkurrenzbeobachtung, Kundennähe, Marktforschung und mehr) und ein Management, welches die Chancenerkennung und Chancenumsetzung konsequent fördert mit eigenen Zielsetzungen in diese Richtung, mit Trainings, mit entsprechenden Aufgabestellungen und mehr.
Dazu ist es aber wohl auch eine Führungsaufgabe und eine Frage der Unternehmenskultur, ob dieser Fokus gefördert wird und zum Tragen kommt. Ob damit eine neue Art der Intelligenzbetrachtung gerechtfertigt ist, bezweifeln wir. Und zum Erfolg braucht es über die Chancenerkennung hinaus wohl auch noch einige Voraussetzungen, Kompetenzen und Charaktemerkmale mehr, eine Einengung auf diesen Bereich greift definitiv zu kurz. Aber ein neuer Weg und als ein Schlüssel unter mehreren zum Erfolg, dem nachzugehen sich lohnt, meinen wir auf jeden Fall.
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