Arbeitszeitflexibilisierungen sind gefragter denn je. Es gibt erfreulicherweise zahlreiche Regelungen und Möglichkeiten, die bestimmten Mitarbeitergruppen in generell besonderen Lebensumständen und –phasen und den Bedürfnissen von Unternehmen entgegenkommen.
1. Familien- und kinderfreundliche Angebote
Bis zum zehnten Lebensjahr des Kindes dürfen Mütter täglich eine Stunde früher nach Hause gehen –dies wenn möglich bei gleichem Gehalt. Auch in Führungspositionen kann die Massnahme genutzt werden. Dabei können Mütter nicht nur die Arbeitszeit verkürzen, sondern auch verschieben. Statt im Rahmen der Kernarbeitszeit zu arbeiten, können auch individuelle Regelungen getroffen werden, die privat mehr Flexibilität ermöglichen.
2. Angebote bei Geburten
Bei der Geburt eines Kindes kann Müttern, allenfalls auch nur alleinstehenden, während einer bestimmten Zeit in den ersten Monaten eine alternierende Telearbeit, also ein teilweises Arbeiten zu Hause angeboten werden. Ein solches Angebot trägt wesentlich zur Entlastung bei, ist ausgesprochen familienfreundlich und fördert Motivation und Mitarbeiterbindung sehr wirksam.
Bei Heirat, Geburten, Umzüge usw. stehen Mitarbeitern freie Tage zu. Unternehmen können hier beispielsweise sehr persönliche oder familienfreundliche Angebote verdoppeln, also bei Geburt anstatt einen Tag zwei Tage offerieren.
4. Genesungs- und Erholungsangebote
Mitarbeiter, die eine belastende oder schwerere Krankheit hinter sich haben, erhalten die Möglichkeit einer reduzierten Arbeitszeit bzw. vorübergehenden Teilzeitarbeit, um entspannter und schneller genesen zu können und beispielsweise Therapien ohne Zeitbelastungen besuchen zu können.
5. Ferienwoche bzw. Freizeit schenken
Für besondere Leistungen, herausragende Einsätze während eines Projekts, für hochinteressante und umgesetzte Vorschläge oder bei der Erreichung eines zehnjährigen Jubiläums erhalten Mitarbeiter als eine besondere Anerkennung eine Ferienwoche geschenkt. Es gibt darüber hinaus zahlreiche andere möglichen Anlässe und Situationen für solche Angebote. Solche Ferienwochen sind sehr grosszügige Angebote, die deshalb die Wirkung mit Sicherheit nicht verfehlen. Allenfalls können solche Ferienwochenbezüge auf Phasen mit geringerer Auftrags-Auslastung oder tieferem Kapazitätsbedarf eingeschränkt werden.
6. „Flex-Treuepunkte“ nach Dauer der Betriebszugehörigkeit
Loyalität und Bindung von Mitarbeitern zum Unternehmen sind für dieses besonders wertvoll und wünschenswert – und flexible Pensionierungsformen werden mit grosser Wahrscheinlichkeit an Bedeutung gewinnen. Vorstellbar und sinnvoll sind daher sogenannte Flex-Treuepunkte, bei denen die Flexibilitätsmöglichkeiten mit jedem Jahr mehr, bei welchem Mitarbeiter im Unternehmen arbeiten, verbessert werden.
7. Arbeitszeitwahl à la carte
Nach einer bestimmten Beschäftigungsdauer von beispielsweise zehn Jahren können Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten im Rahmen bestimmter Voraussetzungen und Regeln völlig individuell, also „à la carte“, bestimmen und zusammensetzen. Ein solches System hat den Vorteil, praxiserprobte Erfahrungen verschiedenster Arbeitszeitformen sammeln und auswerten zu können.
8. Weiterbildungs-Pluszeitangebote
Mitarbeiter, die während des ersten halben oder gesamten Jahres zeigen, dass sie eine Weiterbildung erfolgreich und diszipliniert absolvieren, erhalten wöchentliche Mehr-Weiterbildungszeiten, die während Prüfungen erhöht werden und bei erfolgreichem Abschluss mit einer Ferienwoche belohnt und anerkannt werden. Eine solche Massnahme ist besonders sinnvoll, da sie die Weiterbildungsmöglichkeiten von Mitarbeitern fördert und wertschätzt. Dies ist eine sehr empfehlenswerte Arbeitszeitflexibilisierung.
9. Arbeitszeit-Guthaben für besondere Anlässe
Auf Arbeitszeitkonten werden Mehrstunden verzeichnet, die später für familienspezifische Belange abgebaut werden können; zum Beispiel, wenn die Geburt des Kindes ansteht und die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter deshalb länger zu Hause sein will. Auf diese Weise lassen sich die Wünsche der Angestellten besser koordinieren: So wünscht sich ein Single beispielsweise oft mehr Einsätze als beispielsweise eine Mitarbeiterin in einer festen Partnerschaft mit Kind.
10. Wochenend-Verlängerungen als Anerkennung
Mitarbeiter, die sich durch einen besonderen Einsatz verdient machen, eine Projektarbeit oder eine Verhandlung mit vielen Überstunden erfolgreich abschliessen, kommen spontan in den Genuss eines Dreitage-Wochenendes.
11. Altersgerechte Arbeitszeitflexibilisierung
Mitarbeiter, welche in fortgesetzterem Alter noch arbeiten oder über die Pensionierung hinaus im Betrieb verbleiben, sprechen auf arbeitszeitliche Entgegenkommen meistens besonders gut an. Aufgrund des demografischen Wandels und des wahrscheinlichen Fachkräftemangels der nächsten Jahre wird dies aktuell. Hier bestehen zahlreiche Möglichkeiten, wie Viertage-Wochen, Ferienzeiterhöhungen, grosszügige Regelungen bei gesundheitlich bedingten Mehrzeitbeanspruchungen oder bestimmte monatliche Zeitguthaben, die individuell genutzt werden können.
12. Überstunden- bzw. Mehrarbeits-Pluspunkte
Überstunden und Mehrarbeit sind ein klarer Beweis der Bereitschaft zu Mehrleistungen. 10 Prozent von geleisteten Überstunden oder bestimmte Zeitwertpunkte werden einem Arbeitszeitkonto gutgeschrieben, welche bei Sabbaticals oder geringer Auftragsauslastung von Mitarbeitern eingezogen werden können.
13. Tramp&Work-Modell
Gerade jüngere Mitarbeiter nach einem Ausbildungsabschluss oder solche, die von den Grundwerten her Arbeit und Beruf nicht an die erste Stelle setzen möchten oder besonders zeitintensive Hobbys haben, sind auf besonders flexible Modelle ansprechbar. Im Rahmen eines Jahresarbeitszeitkontos kann während acht bis neun Monaten täglich 10- und 12-Stunden gearbeitet und das dann aufgelaufene Zeitguthaben für die restlichen drei bis vier Monate für Reisen genutzt werden.
14. Vier-statt Drei-Modell
Das „Vier-statt-Drei“-Arbeitszeitmodell stammt aus Dänemark. Drei Erwerbstätige teilen ihre Vollzeitstellen mit einer erwerbslosen Person. Die drei Saläre und die monatliche Arbeitslosenentschädigung werden zu gleichen Teilen auf alle vier Personen aufgeteilt, wobei jede vierte Arbeitswoche ist frei. Das Modell kann auch in anderen Variablen angewendet werden, setzt jedoch soziale Solidarität seitens der Mitarbeiter und Unternehmen voraus.
15. Go&Come-Modell: Kurzabwesenheiten
Das Recht, zwischendurch für eine oder ein paar Stunden wegbleiben oder eine dringende Besorgung oder ein Behördengang erledigen zu können, ist eine einfache und wirkungsvolle Hilfe, um private Aufgaben besser zu bewältigen. Dies sollte aber im Rahmen klarer Vorgaben erlaubt sein (Definition von Gründen, Häufigkeit solcher Kurzabwesenheiten, Position und Funktion usw.)
16. Term-Time-Working
Bei dieser Arbeitszeitflexibilisierung kann man mit einem üblichen Ferienanspruch teilzeit- oder vollzeitbeschäftigt sein. Darüber hinaus hat man aber Anspruch auf eine bestimmte Anzahl Wochen Ferien. Diese Lösung ist für Mitarbeiter mit Kindern willkommen, wird aber dennoch nicht oft in Anspruch genommen, da sie mit einer Lohneinbusse verbunden ist.
17. Arbeitszeitkorridore mit Zeit- und Ortsflexibilität
Die Einrichtung eines täglichen Arbeitszeitkorridors von 6 bis 20 Uhr, in dem die Mitarbeiter ihre Arbeitszeit und sogar den Arbeitsort selbst bestimmen können. Das Prinzip ist die Vertrauensarbeitszeit, bei der Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten, unter Berücksichtigung der betrieblichen Erfordernisse, individuell einrichten können, was in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Unternehmen eine hohe Arbeitszeitflexibilisierung bietet.
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem unten stehenden „Praxishandbuch flexible Arbeitszeitmodelle“ aus dem PRAXIUM Verlag.
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