Das Buch “Das gelungene Ich” zur Hirnforschung bricht neueste Erkenntnisse aus der Hirnforschung auf die Anwendbarkeit in der Lebenspraxis hinunter. Vieles ist auch für das HR und Berufsleben generell von Interesse und kann erfolgreich umgesetzt werden.
Wir haben dem Buch einige Original-Auszüge entnommen, die sich besonders praxisnah umsetzen lassen. Sie wurden von uns dort von der hrpraxis.ch-Redaktion kursiv formatiert mit typischen Situationen, Handlungsempfehlungen und Beispielen in Mitarbeiterführung und Personalmanagement ergänzt, wo sich diese Erkenntnisse besonders gut anwenden lassen.
Motivation
Wenn die Motivation uns antreibt, wird offenbar selbst das Unmögliche möglich. Nicht der Glaube versetzt Berge, sondern die Motivation – letztlich unabhängig davon, wie sie zustande kommt.
Das heisst für die Praxis: Noch mehr für die Mitarbeitermotivation tun und sie zur wichtigsten Führungsaufgabe erklären. Auch im Recruiting von Führungskräften!
Unser Gehirn ist unentwegt bestrebt, unsere Entscheidungen als schlüssig erscheinen zu lassen.
Personalentwicklung
Entscheidende Motoren für das Lernen sind Wiederholung und Gefühlsintensität. Jede Wiederholung mehr prägt sich stärker in unser Gehirn ein, damit verbundene und erlebte Gefühle die Assoziation und das Abrufen von Gelerntem, verstärken die Nachhaltigkeit und mindern die Gefahr des Vergessens.
Das heisst für die Praxis: Erlerntes also nicht nur in Tätigkeiten transferieren, sondern nebst der Wiederholung mit verschiedenen Aufgaben auch Erfolgserlebnisse mit Anerkennung und Wertschätzung in einem emotionalen Umfeld schaffen.
Freiräume
Ohne Anforderungen und Förderung gibt es keinen Ansporn und keinen Erfolg. Nur dort, wo wir bunte Eindrücke erleben, mehr noch dort, wo wir eigenständig Aufgaben erledigen, uns alltäglich kleine und grosse Erfolgserlebnisse verschaffen können, blühen wir auf.
Das heisst für die Praxis: Freiräume mit Möglichkeiten für Erfolgserlebnisse schaffen und Mitarbeiterförderung zu einer der wichtigsten Führungsaufgaben machen.
Stresslevel
Eindeutig und immer klarer zeigt sich, dass nicht Dominanz das Geheimnis eines gesunden Stresslevels ist, sondern ein geschickter und achtsamer Umgang mit den eigenen Ressourcen. Doch der lohnt sich, denn Selbstbestimmtheit gibt Raum für eigenständiges Bewirken. Und das wiederum beflügelt schliesslich das Belohnungssystem in unserem Gehirn. Auch hier gilt: Freiräume für eigenes Experimentieren schaffen und zulassen, sollte ein wichtiger Bestandteil einer Unternehmenskultur sein.
Sinnstiftung
Wer um einen Sinn seines Lebens weiss, dem verhilft dieses Bewusstsein mehr als alles andere dazu, äussere Schwierigkeiten und innere Beschwerden zu überwinden.
Das heisst für die Praxis: Dies dürfte genauso für das Berufsleben gelten. Also mehr auf Sinngebung und Sinnstiftung achten beziehungsweise diese vermehrt auch geben und ermöglichen.
Intuition
Wer die Entscheidung aus dem Bauch heraus fällte, war in zahlreichen Experimenten objektiv deutlich erfolgreicher, als wer ausschliesslich den harten Fakten vertraute. Intuition ist also letztlich erlernt, wird auf der Grundlage des aus frühen Bindungen aufgebauten Urvertrauens von der Lebenserfahrung geformt. Jeff Bezos von Amazon bestätigt dies, seine besten Entscheidungen kämen immer aus dem Bauch und der Intuition heraus.
Das heisst für die Praxis: Intuition zumindest in gewissen Bereichen so relevant gewichten wie Facts and Figures und Ratio.
Teamspirit
Dabei gilt, dass ein geteilter Erfahrungsschatz uns Menschen verbindet. Je umfangreicher und je emotionaler intensiver unser gemeinsames Erleben ist, desto stärker verbindet es uns. Und: Wer wir sind, entsteht wesentlich aus dem, was wir mit anderen erleben.
Das heisst für die Praxis: Mehr für den Teamspirit und das Wir-Gefühl auch in der Unternehmenskultur tun!
Change Management
Was wir denken, entsteht in unserem Gehirn immer als Neukonstruktion der aktuell erlebten Situation auf der Basis der bereits bestehenden Struktur. Frühere Erfahrungen werden in vernetzten elektrischen Erregungsmustern gespeichert, die aber bei jeder Neuaktivierung labil und damit offen für Veränderungen sind. Wir neigen zur permanenten Selbstbestätigung, weil wir stets auf das schon Vorhandene zurückgreifen, das dadurch zugleich verfestigt und bestärkt wird.
Das heisst für die Praxis: Change Management in kleinen Schritten angehen und auf Vertrautem und Bekanntem aufbauen.
Unser Gehirn belohnt uns umso stärker, je mehr wir selbst etwas geleistet haben.
Just do it!
Aktives eigenes Handeln befeuert unser Belohnungssystem weitaus stärker als passives Zuschauen. Dort, wo wir selbst aktiv sind und Erfahrungen sammeln, ist unser Belohnungssystem voll bei der Sache.
Das heisst für die Praxis: Stärker und häufiger aktives Gestalten und praktische Erfahrungen ermöglichen – und fördern, auch in der Personalentwicklung.
Kommunikation
Unsere Hirnstruktur baut sich weitgehend auf aus dem, was wir erleben; sie greift auf vorhandene Erfahrungsmuster zurück und versucht immer, diese kohärent einzuordnen. Je häufiger und gefühlsintensiver das Erlebte ist, desto stärker prägt es sich uns ein.
Das heisst für die Praxis: Für die Identifikation von Mitarbeitende mit dem Unternehmen heisst das, wichtige Grundsätze häufig und emotional zu kommunizieren.
Kreativität
Deshalb ist es so wichtig für unser Wohlbefinden, dass wir selbst im banalen Alltagsgeschehen Raum für Abwechslung, für Kreativität und für aktives Bewirken schaffen. Auch hier gilt: Gilt für die Mitarbeiterführung genauso so: Mitarbeiter mitgestalten lassen und zum Experimentieren anspornen.
Unser heutiges Leben ist durch zu viel Stress und zu schwache Bindungen gekennzeichnet. Aber wir selbst können gegensteuern: Öfters kritisch hinterfragen und auf unseren eigenen Körper hören.
Rhythmus
Wichtig ist bei allem, was wir machen, dass wir einen gesunden Rhythmus zwischen Bewirken und Beziehung, zwischen Aktivität und Ruhephasen, zwischen Stressaufbau und Stressabbau finden, sowohl in der Gestaltung unseres Alltags als auch in der Planung unserer einzelnen Lebensphasen.
Das heisst für die Praxis: Eine Kernaussage des Buches, die ein sehr hilfreicher und wichtiger Führungs-Fokus sein sollte.
Wohlbefinden
Unsere Psyche pendelt unser ganzes Leben lang zwischen zwei Polen. An dem einen Ende ist die Neugier, also unser Streben nach einer Aktivierung des Belohnungssystems durch Dopamin. Und am anderen Ende ist die Bindung, das Zurücksinken in die Geborgenheit, vermittelt durch das Oxytocin. Sollten wir Glück haben und in einem Umfeld aufwachsen, das uns von Anfang an gute Bindungen bietet und zugleich Raum für das eigene Bewirken lässt, ergibt sich für uns ein gesunder Stresshaushalt ganz von selbst.
Das heisst für die Praxis: Eine Tatsache, die auch Unternehmen stärker beachten sollten und ebenso können.
Zielsetzungen
Viele kleine Erfolge bringen aus Sicht des Belohnungssystems mehr als ein grosser. Kurzfristige und realistische, selbstbestimmte Ziele sind enorm wichtig!
Das heisst für die Praxis: Ein Merksatz, der in jede Zielvereinbarung gehört mit mehr Teilzielen und Anerkennung dieser!
Aging Workforce
Hirnforscher gehen in ihren aktuellen Schätzungen davon aus, dass sich erst um das fünfundachtzigste Lebensjahr (!) herum der biologische Alterungsprozess im Gehirn nachteilig bemerkbar macht.
Das heisst für die Praxis: auch ältere Mitarbeitende zum Lernen anzuspornen.
Wertschätzung
Jeder von uns sollte also im Rahmen des Möglichen dafür sorgen, dass er seinen Beziehungen die gebührende Wertschätzung entgegenbringt. Doch gerade das wird für uns im ausufernden Leistungsstress immer schwieriger.
Das heisst für die Praxis: Was wir schon lange wissen, betätigt also auch die Hirnforschung: Wertschätzung und Anerkennung gehören zu den nobelsten Führungsaufgaben und -verpflichtungen.
Kopf und Bauch
Unserem Bauch geht es nicht anders als dem Kopf. Beide unterliegen denselben Regeln. Beide entstehen in konstantem Wechselspiel mit der Umwelt und werden von ihren Eindrücken gestaltet. Sie streben danach, sich ihre Erfahrungen bestätigen zu wollen und neigen aus diesem Grund zur Selbstverstärkung. Und beide wirken in allem immer zusammen.
Das heisst für die Praxis: Auch Unternehmen und Führungskräfte können sich diese Erkenntnisse zunutze machen.
Neurobiologisch lässt sich Zufriedenheit als Zustand definieren, in dem die Gefühle und der Verstand im Einklang stehen. Das limbische System und die Grosshirnrinde sind dann in Balance: Diesen Zustand der Kohärenz strebt unser Gehirn an.
Emotional Leadership
Das Gefühl im Augenblick ist entscheidend. Es bestimmt, wie wir das Leben erleben. Dafür zu sorgen, dass wir immer wieder Momente des guten Gefühls erleben, des kleinen Glücks, des berauschenden Erfolgs, des liebevollen Miteinanders, ist eine simple, aber wirksame Empfehlung des Autors. Für die Mitarbeiterführung: So oft wie möglich Erfolgserlebnisse schaffen, Herausforderungen bieten und mehr auch mit Emotionen bereichern, intensivieren und wertschätzen!
Mehr zum Buch hier bei hrmbooks.ch
Hans-Otto Thomashoff
Das gelungene Ich: Die vier Säulen der Hirnforschung
Verlag: Aristron
Umfang: 272 Seiten
ISBN: 3424201618
Bezug zur Ansicht hier bei hrmooks.ch
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