In Zeiten der Digitalisierung wird das Lernen immer mehr zu einem kontinuierlichen Prozess, der nicht mehr nur aus einzelnen Aktivitäten besteht. Neue Plattformen ermöglichen Mitarbeitern, ihr Wissen und ihre Kompetenz wie nie zuvor aktiv einzubringen und mit anderen auszutauschen.
Die Möglichkeiten sind äusserst vielfältig und reichen von Online-Communitys über Videos und das Social Learning bis hin zu Virtual Reality. Laut einer Studie lernen Mitarbeiter gerne zu 39 Prozent informell durch Onlinevideos, Internetrecherchen und Podcasts sowie zu 12 Prozent formell durch E-Learning oder Präsenzseminare. Zu 29 Prozent lernen sie durch konkrete Anwendung mit dem Learning by doing und zu 20 Prozent durch Diskussionen und andere Formen sozialen Austausches. Diese vier Bereiche bilden ein Vier-D-Modell des Lernens: Discovery, Didactics, Doing, Discourse – zu Deutsch etwa: Entdecken, Unterricht, Ausprobieren, Diskutieren.
Neben Autonomie, Prozessorientierung und Selbstorganisation gewinnt auch das bedarfsorientierte Lernen zum passenden Zeitpunkt immer mehr an Bedeutung. Man lernt dann, wenn es in der Praxis aktuell benötigt wird und einer Problemlösung dient, was zu einer besonders starken Motivation und Lerneffizienz beiträgt.
Vorteile digitaler Bildungsangebote
Im Vergleich zu Seminaren, Workshops und anderen klassischen Methoden sind digitale Bildungsangebote nicht nur wesentlich kostengünstiger, sondern auch weniger zeitintensiv, da An- und Abreise und viel Organisatorisches wegfallen und der Einsatz wesentlich flexibler möglich ist. Zudem können Mitarbeiter ihre Lernphasen und Lernschwerpunkt frei einteilen und sowohl den Umfang der einzelnen Lerneinheiten als auch das Lerntempo selbstbestimmt wählen.
Dies hat den positiven Effekt, dass sie dadurch gleichzeitig in der Eigenverantwortung des Lernens trainiert und dafür sensibilisiert werden. Digitale Medien ermöglichen abwechslungsreiche Lernangebote, die unterschiedlichste Medienformen und Medien- und Contentformate bieten, welche zuweilen sogar von den individuellen Präferenzen Lernender bestimmt werden können. Lernfortschritt, Erfolgskontrolle und der wichtige Praxistransfer lassen sich digital besser beurteilen und bewerten, wobei die gewonnenen Daten wiederum helfen, Angebote permanent zu verbessern.
Einbezug der Mitarbeitenden und Motivation
Der Wandel des Lernens muss mit einem Wandel der Unternehmenskultur und dem permanenten Einbezug der Mitarbeitenden in Neuerungen und deren Motivation dazu, einhergehen. Es reicht nicht aus, die bisherige Praxis mit ein paar Online-Elementen anzureichern. Betriebliches Lernen sollte dabei physische und virtuelle Formate integrieren und kombinieren, damit möglichst viele Lernpräferenzen berücksichtigt werden können.
Lernen am Arbeitsplatz
Lernen wird in Zukunft immer mehr am Arbeitsplatz stattfinden und Teil der Jobpraxis werden. Führungskräfte müssen ihren Mitarbeitern dabei Freiräume zugestehen, in denen Lerninhalte ihrem individuellen Tempo entsprechend verarbeitet werden können. Wichtig ist dabei auch, sie permanent zu prozessualem Lernen anzuhalten und sie dafür zu motivieren. Dazu gehört auch die Anerkennung von Lernfortschritten und die erfolgreiche Anwendung von Erlerntem am Arbeitsplatz.
Wichtige Voraussetzungen und Weichenstellungen
Um Mitarbeiter zur Nutzung des E-Learnings und neuer Lernangebote zu motivieren, sollte man Angebote auf den Bedarf und die jeweilige Zielgruppe uns Unternehmenskultur ausrichten. Wichtig ist, Ängste oder Bedenken aufzunehmen und zu besprechen. Die Akzeptanz kann immer auch durch hochwertige und relevante Lernangebote, spannende Lernthemen mit Erfolgserlebnissen in der Praxis und mit einer guten Feedbackkultur erhöht werden.
Während früher nur wenige an der Konzeption, Gestaltung und Durchführung von Seminaren und anderen Veranstaltungen der Personalentwicklung beteiligt waren, hat die Anzahl der Rollen mittlerweile durch das digitalen Lernen stark zugenommen. Mobile Endgeräte und Lerninhalte, die etwa mittels Podcasts, Smartphones und Tablets zur Verfügung stehen, ermöglichen Lernen an jedem Ort und zu jeder Zeit und werden voraussichtlich auch dem Mobile Learning zum Durchbruch verhelfen.
Bedienerfreundlichkeit
Bei der Evaluation von Lernplattformen und E-Learning-Systemen ist die Usability ein essenzielles Kriterium, die einen grossen Einfluss auf die Akzeptanz und den Lernerfolg hat. Je intuitiver sich ein Tool nutzen lässt und umso schneller sich Lernerfolge einstellen, desto eher wird es akzeptiert, was immer auch den Einarbeitungsaufwand reduziert. Die Usability einer Plattform lässt sich beispielsweise durch Nutzerbefragungen, Interaktionsaufzeichnungen, Videobeobachtung oder Eyetracking mit sehr praxisnahen und aufschlussreichen Daten testen. Ferner sollte eine Plattform klar und nachvollziehbar strukturiert sein und Lernfortschrittskontrollen bieten, eine Mediathek für Lernmaterialien und auch Kommunikationslösungen beinhalten.
Zusammenspiel und Agilität
Das neue Lernen in der digitalen Welt ist heute mehr denn je ein Zusammenspiel von verschiedensten Akteuren, wie Personalleuten, Personalentwicklern, IT-Verantwortlichen und Lernexperten. Zuständigkeiten, Kompetenzen und Verantwortung sollten dabei stets klar abgegrenzt und zugeordnet werden. Bei der Personalentwicklung ist auch Agilität essenziell, um Mitarbeitende und Führungskräfte im Change Management des neuen Lernens mit dem richtigen Mindset zu unterstützen.
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