Arbeitgeber-Bewertungsplattformen sind im Aufwind. Doch was bedeuten sie das für das Human Resource Management – eine heimtückische Gefahr, von frustrierten ehemaligen Mitarbeitern abgestraft zu werden oder eine Chance, sich authentisch zu profilieren?
Autos, Software, Urlaubsreisen, Bücher, Lehrer und sogar Ärzte: Es gibt fast nichts, für das kein Bewertungssystem im Internet verfügbar wäre. Beinahe alles lässt sich heutzutage online bewerten, loben, kritisieren und mit Sternen versehen. Produkte und Leistungen werden transparenter und Konsumenten können sich so oft zur Wehr setzen und sich Gehör verschaffen – vollmundige Werbesprüche und Hochglanzprospekte weichen der reellen und oft schonungslosen Beurteilung von Kunden.
Das gilt seit einiger Zeit auch für Arbeitgeber. Dass potenzielle Mitarbeitende sich über Stärken und Schwächen eines Arbeitgebers informieren wollen, ist eigentlich nachvollziehbar und für mitarbeiterfreundliche und attraktive Arbeitgeber eher eine Chance zu profitieren, als unfairer Kritik ausgesetzt zu werden. Und als genereller Trend muss betrachtet werden, dass Web 2.0, das sogenannte “Mitmach-Web” des Dialoges und der Mitgestaltung, eben auch die Jobsuche und die Wahrnehmung von Arbeitgebern verändert.
Charakteristiken und Popularität
Websites, welche Arbeitgeber bewerten lassen, geben Aufschluss über Arbeitsverhältnisse in Firmen und attraktive Arbeitgeber. Die Besucher dieser Websites setzen sich oft aus Fachkräften, High Potenzials, Absolventen und sich nach neuen Jobs umsehenden Berufstätigen zusammen, die sich ihren Arbeitsplatz aussuchen können, an ihren neuen Job Ansprüche stellen und Informationen zu Betriebsklima, Weiterbildung und Austiegschancen in Unternehmen suchen. Arbeitgeber-Bewertungsportale sind auf dem Vormarsch und erfreuen sich steigender Beliebtheit. Mit über 30.000 Einträgen, 40.000 täglichen Besuchern und 14.600 bewerteten Firmen wird die zunehmende Popularität beispielsweise durch Kununu, dem führenden Anbieter im deutschsprachigen Raum mit Ableger auch in der Schweiz, belegt.
Möglichkeiten für das HRM und Unternehmen
Doch solche Sites sind nicht nur eine Gefahr, aus dem Hinterhalt von ehemaligen Mitarbeitern unter Beschuss genommen und als miserabler Arbeitgeber gebrandmarkt zu werden. Unternehmen bieten sich auf solchen Jobbewertungs-Plattformen auch Chancen und innovative Möglichkeiten, wie beispielsweise die Steigerung der Bekanntheit als Arbeitgeber, die authentische Pflege oder aktiver Aufbau eines Employer Branding, innovatives Personalmarketing in einer interessanten weil anspruchsvollen Zielgruppe und zielgerichtetes Recruiting.
Angebote und Präsenzformen
Eine interessante Chance bieten Arbeitgeber-Bewertungs-Plattformen für HR-Verantwortliche auch, sich über Trends, Bedürfnisse und Erwartungen von Kandidaten und Arbeitnehmer zu informieren, Kritik ehemaliger Mitarbeiter zu analysieren und als Anregungen zu verstehen, sich in der eigenen Branche über Leistungen und Arbeitgeber-Beliebtheit zu vergleichen oder bei gewissen Plattformen sogar Gehaltsanalysen durchzuführen oder Fluktuationsquoten zu schätzen. Diese und mehr Informationen ermöglichen letztlich ein auf aktuelle Bedürfnisse ausgerichtetes Employer Branding mit Monitoring-Möglichkeiten und eine attraktive Präsenz als interessanter Arbeitgeber.
Bewertungsweise und Aussagegehalt
Die Bewertungsraster sind teilweise sehr differenziert und weisen ein breites und ganzheitliches Spektrum auf. So können nebst Position und Jobstatus auf einfache Weise in skalierter Form die Weiterbildung, Work-Life-Balance, das Arbeitsklima und Benefits, um nur einige Beispiele zu nennen, mit Symbolen konkret bewertet werden inklusive Kommentare mit Kernaussagen und Faziten – aus verschiedenen Abteilungen, zu HR-Leistungen und Incentives. Grafiken fassen Bewertungsprofile visuell zusammen und erleichtern den Überblick. Im Allgemeinen fällt auf, dass die Bewertungen zwar stellenweise kritisch, zuweilen auch negativ, aber im Grossen und Ganzen dennoch fair und ausgewogen ausfallen. Dies dürfte auf eine gewissenhafte redaktionelle Prüfung der Betreiber zurückzuführen zu sein; wie Bewertungen und Kommentare ungefiltert daher kämen, kann nicht beurteilt werden. Befragungen haben gezeigt: Wichtig sind für Bewerber Informationen zum Bewerbungsprozess und zum Gehalt.
Glaubwürdigkeit und Gewichtung von Bewertungen27
Die Problematik ist oft, dass Nutzer solche Arbeitgeber-Rankings zu wenig kritisch hinterfragen und sich bei leisester Kritik abschrecken lassen. Selbst wenn Aussagen sich widersprechen oder extrem und einseitig abgefasst sind, gehen sie davon aus, dass an allen negativen Äusserungen immer “irgendwas dran sein muss”. Wenn Menschen Entscheidungen treffen müssen, dann ist ihnen der teuerste Rat schon immer der gewesen, der von “ihresgleichen” kommt. Vor dem Zeitalter des Internets war dies grösstenteils begrenzt auf den kleinen und vertrauten Freundes-, Bekannten- und Familienkreis mit der altbekannten Mundpropaganda. Streben Sie keine ausnahmslos perfekten 5-Sterne-Bewertungen an – sie wecken das Misstrauen der Manipulation, was Befragungen gezeigt haben. Durchschnittswerte werden als vertrauenswürdiger empfunden und stärker beachtet.
Seriositäts-Kriterien
Die Plattform Kununu nennt klare Prinzipien der Seriosität und unternimmt alles, um keine Hetzplattform zu sein und zu werden, in der sich Arbeitnehmer rächen und Stimmungsmache betreiben. Deshalb werden Nutzer auch dazu angehalten, Verbesserungsvorschläge für ein besseres Betriebsklima zu machen und bestimmte Regeln, vor allem solche des Anstandes, der Objektivität und der Fairness, bei Bewertungsabgaben zu befolgen. Einige Kriterien von Bewertungsplattformen sind:
- Seriöse, klar definierte und transparente Bewertungskategorien
- Keine Denunzierung von Personen, beispielsweise Vorgesetzter
- Volle Kontrolle der Bewerter über ihre Bewertungen
- Redaktionelle Kontrolle der Bewertungen seitens des Betreibers
- Klare Bewertungsregeln und Kontrollinstanzen
Besteht Handlungsbedarf und wenn ja, welcher?
Das aufmerksame Beobachten und Analysieren wichtiger Plattformen ohne zu grosse Befürchtungen, das gezielte Nutzen der sich bietenden Chancen (Profilierung mit Arbeitgeber-Porträts, Personalgewinnung, Kommunikation) ohne den Versuch, auf Bewertungen Einfluss nehmen zu wollen, ist oft das beste Verhalten. Wer sich frühzeitig auf diesen Trend einstellt, weiss später auch eher, wie damit umzugehen und diese Plattformen zum eigenen Vorteil zu nutzen und aus Fehlern und berechtigter Kritik ehemaliger Mitarbeiter aber auch zu lernen. Arbeitgeberbewertungs-Plattformen bieten auch für das Employer Branding interessante Möglichkeiten.
Es ist auch legitim, Mitarbeiter auf Plattformen aufmerksam zu machen, um beispielsweise das Arbeitgeber-Porträt vorzustellen und sie zu ehrlichen, objektiven und interessanten Bewertungen zu ermuntern. Gute Arbeitgeber brauchen sich nicht zu verstecken, sondern sollen diese Plattformen als Chance aktiv nutzen.
[…] Sie auch an die Plattformen für Arbeitgeberbewertungen im Internet. Diese sind im Aufwind. Nicht nur Restaurants und Hotels werden heute im Internet […]
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Sehr interessant geschriebener Beitrag zum Thema Arbeitgeberbewertung.
Wir haben auch seit ein paar Wochen einen Blog und erst gestern habe ich einen Artikel zum selben Thema verfasst:
Über Feedback würde ich mich freuen.