Human Resource Management

Mustergespräch mit einem Mitarbeiter mit innerer Kündigung

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Ein solches Thema ist aus verschiedenen Gründen heikel. Anstelle von Therorien und Gesprächsstrategien zeigen wir hier anhand eines Mustergespräches, wie man bei einem heiklen Thema wie diesem vorgehen kann und das Problem offen anspricht.


Hintergrundinformationen zum Gesprächsthema
Die innere Kündigung ist Dienst nach Vorschrift, Minimalismus in der Arbeitsleistung ohne jedes Engagement und ohne Sondereinsätze. Dieses Verhalten kann sich auf das gesamte Arbeitsklima und die Leistung – z.B. ein lustloses und launisches Verhalten gegenüber Kunden – negativ auswirken. Allerdings sind die Gründe oft auch im Führungsstil oder Betriebsklima zu suchen, z.B. fehlendes Vertrauen in die Mitarbeiterkompetenz, keine motivierende Anerkennung und Wertschätzung der Leistung, fehlende Herausforderungen usw.

Die Kernelemente dieses Gespräches
Im nachfolgenden Leitfaden wird ein Mitarbeiter aufgrund konkreter Beobachtungen und Verhaltensweisen direkt darauf angesprochen.

Gesprächseröffnung
Herr Dörig, ich kenne Sie als qualifizierten, einsatzfreudigen und zuverlässigen Mitarbeiter. Doch in den letzten zwei Monaten habe ich ganz einfach immer mehr den Eindruck, dass Sie nur noch im “ersten Gang fahren” und in Bezug auf Einsatz, Leistung und Arbeitsfreude stark nachgelassen haben.

Konkrete Gründe für die innere Kündigung zur Sprache bringen
Fairerweise muss ich aber sagen, dass ich mich täuschen kann oder eventuell private Gründe vorliegen, von denen ich nichts weiss und die Ihr Verhalten erklären. Allerdings sind meine Beobachtungen nach meinem Dafürhalten eindeutig. Wenn Sie den Arbeitsplatz verlassen, kann ich beinahe meine Uhr nach Ihnen richten, es ist immer Punkt fünf Uhr und keine Minute später. Früher zeichneten Sie sich durch konstruktive Verbesserungsvorschläge und Initiative aus – in letzter Zeit konnte ich dergleichen nie mehr auch nur ein einziges Mal feststellen. Und Sie wirken auf mich persönlich oft gelangweilt, freudlos und schlecht gelaunt. Wie aber sehen Sie das?

Mögliche Stellungnahme des Mitarbeiters
Ja, was Sie da sagen und beobachten, stimmt wirklich. Ich bin zurzeit gar nicht motiviert und habe an meiner Arbeit nicht gerade grosse Freude. Ich finde meine Bezahlung schlecht und habe seit zwei Jahren keine Lohnerhöhung mehr gehabt.

Und meine Arbeit wird einfach nicht geschätzt, Lob höre ich praktisch nie und alles ist immer selbstverständlich, was ich tue und leiste. Und als ich mich vor einem Jahr für eine Weiterbildung interessierte, wurde diese abgelehnt und meine Initiative eher bestraft.

Positive Gesprächsgrundlage schaffen
Ich bin froh, dass Sie sehr offen sprechen und die Gründe klar und konkret darlegen. Ich glaube, dass uns dies hilft, das Problem gemeinsam anzugehen und konstruktiv zu lösen. Ich habe Ihnen zu Beginn des Gesprächs schon gesagt, dass ich Sie als Mensch und Ihre Leistungen stets geschätzt habe.

Stellungnahme zu den Gründen der inneren Kündigung
Herr Dörig, ich kann Sie gut verstehen, Lob ist sehr wichtig und für uns alle ist Anerkennung so etwas wie ein “geistiger Sauerstoff”. Wenn dies von Ihrem Vorgesetzten zu wenig oder gar nicht gemacht wird, muss ich mit ihm sprechen. Anerkennung ist für uns alle immer Aufmunterung und Bestätigung.

Herr Dörig, Sie haben den Lohn angesprochen. Da muss ich Ihnen allerdings sagen, dass Gründe für eine Lohnerhöhung in unserer Firma Mehrleistungen sind. Gerade diese haben Sie in letzter Zeit allerdings gar nicht erbracht. Was die damalige Weiterbildungsanfrage betrifft, war der Grund der, dass Ihr Vorschlag zu wenig Bezug zu Ihrer jetzigen Arbeit hatte. Ich möchte mit Ihnen und Ihrem Vorgesetzten nächste Woche gemeinsam konkrete Weiterbildungsmassnahmen für das nächste Jahr besprechen und entscheiden.

Mögliche Reaktionen des Mitarbeiters
Ich bin froh, dass Sie meinen Standpunkt verstehen und mir in einigen Punkten auch Recht geben. Mit der Bezahlung sehen Sie das wohl schon auch richtig. Ich finde halt nun einmal, dass ein der Leistung entsprechender Lohn wichtig ist und ich daran wirklich erkenne, welchen Wert meine Arbeit und meine Leistung für die Firma tatsächlich haben. Ich bin aber bereit, mich zuerst zu verbessern und aktiver zu werden und erst nach erbrachter Leistung und mit konkreten Gründen eine Lohnerhöhung zu erwarten.

Massnahmen zur Problemlösung
Ich sehe das sehr ähnlich, Herr Dörig. Mir liegt sehr viel an der Lösung dieses Problems und vor allem an Ihrer Zufriedenheit am Arbeitsplatz und Ihrer Motivation. Um Ihre innere Kündigung schrittweise zu reduzieren, möchte ich Ihnen konkrete Massnahmen vorschlagen. Mit Ihrem Vorgesetzten werde ich schon nächste Woche sprechen und alles daran setzen, dass Ihre Arbeit von ihm, von mir und vom ganzen Unternehmen mehr geschätzt und gewürdigt wird. Dass es dazu aber auch Ihre Initiative und Ihre Leistungen braucht, dessen sind Sie sich sicher bewusst.

Sehr wichtig finde ich Ihren Weiterbildungswillen. Und in diesem Punkt möchte ich gleich zur Tat schreiten und Ihnen einen Kurs oder ein Seminar mit einem Budget von CHF 5000.- offerieren. Voraussetzung ist dazu natürlich die Meinung und Mitsprache Ihres Vorgesetzten und ein klarer Bezug zu Ihren Jahreszielen und Aufgabenschwerpunkten. Ziel ist aber, dass wir in den nächsten vier Wochen gemeinsam eine konkrete Weiterbildungsmassnahme entscheiden, hinter der wir alle stehen können.

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