Erfolgssucher unterscheiden sich von den Misserfolgsvermeidern in erster Linie durch ihr Risikoverhalten. Vereinfacht gesagt: Sie riskieren mehr, um beruflich erfolgreich zu sein und sichern ihre Entscheidungen nicht allen Seiten hin ab – no risk, no fun.
Angesichts dabei auftretender Fehlentscheidungen, die zu Misserfolgen führen, lautet ihr Motto: Wo gehobelt wird, fallen auch Späne. Misserfolgsvermeider handeln wesentlich vorsichtiger, da sie Misserfolge tunlichst ausschliessen wollen. Wie allgemein bekannt, ist das nicht immer möglich. Vor allem dann nicht, wenn neues Terrain beschritten werden muss. Wie beispielsweise bei Umstrukturierungsmassnahmen im Unternehmen oder bei der Erschliessung von neuen Absatzmärkten.
Sowohl Erfolgssucher als auch Misserfolgsvermeider leisten wertvolle Arbeit für das Unternehmen, wenn sie mit den für ihren Typus passenden Aufgaben betraut sind. Dazu ein Beispiel aus dem Bereich Vertrieb zur Veranschaulichung des Unterschiedes. Bei einer offensiv angelegten Neukundengewinnung werden die Aussendienstmitarbeiter öfters mit einem „Nein, danke“ des besuchten Kunden konfrontiert. Absagen und Rückschläge gehören dabei zum Business. Für den Erfolgssucher kein Problem, den das sogar noch mehr anspornt, Aufträge zu gewinnen. Der Misserfolgsvermeider scheut jedoch die Neukundenakquisition. Fast könnte man sagen: So wie der Teufel das Weihwasser. Denn Misserfolge sind dabei unvermeidlich. Umgekehrt gilt: Die Bestandskundenpflege ist für den Erfolgssucher zu wenig herausfordernd, während sich sein Kollege Misserfolgsvermeider dabei so wohl fühlt wie der Fisch im Wasser.
Bei geplanten Veränderungsmassnahmen (Change-Prozesse) etwa, wird der Erfolgssucher nicht lange zögern und auf den fahrenden Zug aufspringen; sofern sich daraus keine gravierenden Nachteile für ihn ergeben. Der Misserfolgsvermeider wird – um im Bild zu bleiben – zu jenen gehören, die gerade noch rechtzeitig in den Zug einsteigen.
Unterschiedlicher Gesprächsumgang
Auf dem beschriebenen Hintergrund zu den zwei unterschiedlichen Verhaltensweisen von Mitarbeitern, die tief in ihrer Persönlichkeit verankert sind, erschliesst sich der förderliche Gesprächsumgang mit ihnen. Für den Erfolgssucher gilt: Er braucht von seinem Vorgesetzten bestätigende Worte zu seinen Initiativen und Vorschlägen, die häufig von solchen Menschen eingebracht werden; beispielsweise Vorgänge zu beschleunigen oder Änderungen rascher durchzuziehen.
Das motiviert ihn zusätzlich. Auch sein ungebremster Elan, etwa bei der Neukundengewinnung, und die Fähigkeit Rückschläge gut wegstecken zu können, sollte nicht unerwähnt bleiben. Äusserungen wie „Nehmen Sie sich nur nicht zu viel vor“, „Schalten Sie mal einen Gang zurück“ „Warten wir erst einmal ab, wie sich ganze entwickelt“ und ähnliches mehr, wirken auf diese Menschen hingegen demotivierend und wie eine unwillkommene Bremse ihres Vorwärtsdranges.
Der Misserfolgsvermeider sucht hingegen von seinem Vorgesetzten die Bestätigung, dass es gut und richtig ist, beispielsweise durch eine sorgfältige Kontrolle, Fehler zu vermeiden oder durch ein geduldiges Durchdenken einer Sache, letztlich alles im Griff zu behalten. Und falls es sich um einen Aussendienstmitarbeiter handelt, könnte beispielsweise der Hinweis, wie wichtig die Beziehungspflege zu Stammkunden ist, damit sie nicht eines Tages zum Mitbewerber wechseln, für ihn motivierend sein. Demotivierende Äusserungen des Vorgesetzten zu diesen Mitarbeitern wären beispielsweise „Ziehen Sie das in Zukunft bitte schneller durch als bisher“ oder „Sehen Sie darin doch eine Herausforderung, wenn wir neue Wege beschreiten und werfen Sie Ihre Bedenken ausnahmsweise mal über Bord.“
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