Die Digitalisierung macht vor nichts Halt. Social Recruiting oder auch Social Media Recruiting ist dabei der neuste Digitalisierungstrend im Bereich von Personalberatung und Recruiting.
Ein Gastbeitrag
Doch was verbirgt sich eigentlich hinter Begriffen wie Social Recruiting, Mobile Recruiting und Active Sourcing? Werden der Personalberater und die klassische (online) Jobanzeige bald überflüssig? Was Social Recruiting eigentlich bedeutet, wo es genutzt wird und welche Vor- und Nachteile es mit sich bringt, soll im Folgenden näher beleuchtet werden.
Social Recruiting – Das steckt dahinter
Wenn wir über Social Recruiting reden, sprechen wir gleichzeitig auch über E-Recruiting und Mobile Recruiting. Das liegt daran, dass sich das Suchverhalten der jungen Arbeitssuchenden zunehmend verändert. Stellenanzeigen in Printmedien haben ihre Existenzberechtigung zwar noch nicht gänzlich verloren, jedoch machen sie mittlerweile einen wesentlich geringeren Prozentsatz bei der erfolgreichen Personalgewinnung aus. Der Großteil der Jobvermittlung findet mittlerweile im Internet statt – dem sogenannte E-Recruiting. Jobs werden über diverse größere und kleinere Jobportale beworben und auf den Karriereseiten der Unternehmen eingestellt. Die zukünftigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen finden dann meist per Suche über Google oder andere Suchmaschinen zur geeigneten Stellenanzeige. Hier setzt auch das Mobile Recruiting an – denn immer mehr Menschen suchen auf dem Smartphone nach passenden Jobs. Dementsprechend müssen sowohl Webseiten als auch der Bewerbungsprozess zunehmend auf diese Nutzergruppe angepasst werden.
Da aber über die herkömmlichen Kanäle die gesuchten Arbeitskräfte immer schlechter erreichbar sind und sein werden, setzt Social Media Recruiting genau an diesem Punkt an:
Mit Social Media Recruiting versuchen Unternehmen ihre Zielgruppe nämlich genau an den Orten gezielt ansprechen, an denen sie sich am meisten aufhalten: Den sozialen Netzwerken. Denn das ist es, was sich hinter der Praktik des Social Media Recruiting verbirgt. Das gezielte Bewerben von Jobs und direkte Ansprechen von potentiellen Kandidaten in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Xing. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, wie über den sozialen Medien Personal rekrutiert werden kann:
Mit ihrem Unternehmensprofil
Damit ein Unternehmen erfolgreich Social Recruiting betreiben kann, muss es in den diversen Sozialen Netzwerken präsent und vor allem aktiv sein. Erst dann kann es dort Posts mit den offenen Stellen veröffentlichen, die im günstigsten Fall auf eine attraktiv gestaltete Karriereseite des Unternehmens führen. Die regelmäßige Pflege dieser Portale ist für viele Unternehmen, vor allem aus dem KMU-Bereich, bereits die erste große Hürde.
Gleichzeitig kann ein Arbeitgeber aber auch durch eine aktive Teilnahme und Kommunikation in verschiedenen Gruppen und Netzwerken innerhalb der Plattformen auf sich aufmerksam machen und sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. So kann er positives Employer Branding betreiben und nach Möglichkeit ein großes Netzwerk aufbauen und damit auch potentielle Bewerber anziehen. Hat man ein positives Standing im sozialen Netzwerk erreicht, werden die Nutzer schneller auf einen aufmerksam und bauen auch eine Beziehung zum Unternehmen auf. So können sie später leichter als Mitarbeiter gewonnen werden. Auch hier ist eine regelmäßige Pflege und Reaktion notwendig, da sich sonst das positive Standing ganz schnell in ein negatives ändern kann.
Die beliebtesten Netzwerke für Social Recuriting
Für ein erfolgreiches Social Recruiting und Employer Branding kommt man an dem größten Sozialen Netzwerk der westlichen Welt natürlich nicht vorbei: Facebook. Facebook bietet Unternehmen eine große Reichweite und gleichzeitig die Möglichkeit, sich ansprechend zu präsentieren. Dabei ist es ratsam, sich als Arbeitgeber nicht ausschließlich auf Job-Postings zu beschränken, sondern mittels Mitarbeiterinterviews und anderen Formaten immer mal wieder Einblicke in die eigene Firma zu geben. So kann man sich als attraktiver Arbeitgeber darstellen und gleichzeitig auch nahbarer und persönlicher erscheinen. Über das Einbringen in verschiedene Gruppen, Einbeziehen der Mitarbeiter und Posten von interessanten Inhalten, wird außerdem ein Netzwerk und eine Fangemeinde aufgebaut und auf diese Weise ein Pool von potentiellen neuen Mitarbeitern geschaffen.
Gleichzeitig kann über die Suchfunktion ziemlich genau nach Personen gesucht werden, die interessant für das Unternehmen sein könnten – egal ob gerade offene Stellen zu vergeben sind, oder nicht. Ein Problem, mit dem Facebook jedoch zu kämpfen hat und das die Suche einschränkt, ist der Umstand, dass viele Nutzer ihre Jobangaben nicht oder nur unvollständig ausfüllen. Daran arbeitet Facebook aktuell noch.
Während sich auf Facebook Menschen aus allen Bereichen tummeln, sind andere Netzwerke thematisch schon spezieller. Über Twitter lassen sich zum Beispiel kaum Absolventen und Azubis erreichen. Dafür gilt es jedoch als wichtiges Medium zur Meinungsmultiplikation, weshalb sich dort vor allem Personen aus dem journalistischen Bereich, PR-Leute und Blogger aufhalten und über Twitter erreicht werden können. Auch hier hilft die Suche mittels Hashtags, Kurzprofilen oder auch die Stichwortsuche, genau die richtigen Kandidaten zu finden.
Besonders attraktiv sind die Businessportale LinkedIn und Xing. Dort profitieren Recruiter von gut gepflegten Profilen. Sie sehen genau, welche Spezialgebiete und –fähigkeiten die Nutzer haben und welchen beruflichen Werdegang bei welchen Firmen sie bereits hinter sich haben. Mit umfassenden Suchfunktionen lassen sich mögliche Kandidaten leicht finden. Als Hilfe kann bei Xing auf den Xing-Talentmanger und bei LinkedIn auf den LinkedIn Recruiter zurückgegriffen werden. Das sind beides kostenpflichtige Tools, welche Arbeitgeber bei der Suche nach den richtigen Fachkräften unterstützen sollen.
Als Social Recruiter sollte man allerdings auch immer die Entwicklung der sozialen Netzwerke genau beobachten. So rücken zum Beispiel mit Snapchat und Instagram zwei weitere Plattformen immer mehr in den Fokus von Social Recruiting. Gleichzeitig sollte auch Ausschau gehalten werden nach kleineren, branchenspezifischen Sozialen Netzwerken.
Erfahren Sie im zweiten Teil mehr über die Vorteile und Hürden bei der Umsetzung von Social Media Recruiting.
Klaus Becker ist Geschäftsführer der Becker + Partner Personalberatung und baute 2002 die Becker + Partner auf. Vor seiner Tätigkeit als Personalberater war er über 18 Jahre als Führungskraft in nationalen und internationalen Unternehmen der mittelständischen Industrie mit bis zu 1.800 Mitarbeitern tätig. Die leitenden Beschäftigungen umfassten die Bereiche Rationalisierung, Werkscontrolling und Betriebsorganisation.
Ich stimme Ihnen voll und ganz zu! Social Recruiting ist mehr als nur ein Schlagwort, es ist inzwischen gelebter, hart umkämpfter Alltag im Personaler-Leben. Jedoch sage ich, dass wir trotz aller Nöte erst am Anfang dieses Engagements stehen und diese Rekrutierungsaktivitäten noch wesentlich umfangreichere Ausmasse annehmen werden. Mit besten Grüssen!