Mitarbeiterbeurteilung

Das Performance Management neu erfunden

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Das traditionelle Performancemanagement befindet sich momentan in einem tief greifenden Wandel. Nach über fünf Dekaden des nur einmal pro Jahr stattfindenden Mitarbeitergesprächs wird der ungeliebte, aber notwendige, Prozess endlich neu erfunden.

Interview mit Mischa Riedo

Ein Schweizer Startup namens QuercusApp bietet mittelständischen Unternehmen die notwendige Software, um genau diesen innovativen und richtungsweisenden Ansatz umzusetzen. Wir haben Co-Founder Mischa Riedo gefragt, was es mit dieser Transformation auf sich hat:

Was genau versteht man unter “kontinuierlichem Performance Management”?

Es bedeutet, dass man vom traditionellerweise einmaligen Jahresendgespräch wegkommt und es mit einem laufenden Austausch ersetzt. Anstelle einer geballten Ladung am Ende des Jahres findet die Optimierung also fortlaufend statt: Mitarbeitende erhalten zeitnah kompaktes 360-Grad-Feedback, wie sie ihre Ziele noch besser erreichen können. Die Rückmeldung vom Chef wird so – ganz im Kontrast zum vom jährlichen Quali-Gespräch – zum zentralen Faktor, wie Firmen ihre Mitarbeiter entwickeln, deren Stärken fördern respektive Qualifikationslücken identifizieren und letzten Endes die Unternehmensziele erreichen.

Das kontinuierliche Performance Management wurde wohl 2012 durch Adobe erfunden, wo der Ansatz für alle 11’000 Mitarbeitenden eingeführt wurde. 2014 untersuchte die Stanford University die Veränderungen bei Adobe wissenschaftlich; die Resultate sind beeindruckend: Gesunkene Fluktuation, gestiegenes Engagement und damit auch gestiegene Leistungen. In der Folge übernahmen Top-Firmen wie General Electric, IBM, Accenture und viele mehr diesen modernen Ansatz.

Bedarf der jährliche Prozess denn überhaupt einer Überholung?

Ohne Frage! Der traditionelle Prozess ist nahezu komplett abgekoppelt von den operationellen Realitäten einer Unternehmung. Man führe sich nur mal vor Augen, dass 95% der Vorgesetzten und 90% der HR-Abteilungen damit unzufrieden sind. Der Prozess versagt bei der Messung von Mitarbeiterleistung genauso wie bei deren Verbesserung. Und dabei verschlingt sie eine Unmenge von Arbeitsstunden. Nichts davon ist im dynamischen und kompetitiven Umfeld des 21. Jahrhunderts noch zeitgemäss.

Welche Vorteile bringt dieser neue Prozess für den Mitarbeiter?

Ein kontinuierliches Feedback bringt besonders diese zwei signifikanten Vorteile für die Mitarbeitenden mit sich: Einerseits profitieren sie davon, dass sie jederzeit wissen, wo sie stehen. Unsicherheit ist ein nicht zu unterschätzender Pain Point für Mitarbeitende: In einer kürzlich veröffentlichten Umfrage gaben 75% der befragten Angestellten an, dass sie das Jahr über nicht wüssten, wie ihre Leistung eingeschätzt würde. Ein solcher Zustand nagt nicht nur an der Moral des Mitarbeitenden, sondern bietet auch keine Gelegenheiten, sich systematisch zu verbessern.

Andererseits fördert der neue Prozess die Entwicklung und den Erfolg des Mitarbeiters, weil das Quali-Gespräch anders ausfällt: Es wird zu zeitnahem, spezifischem, strukturiertem und direkt anwendbarem Feedback, dank dem der Mitarbeitende sich stetig verbessern und die Firmenziele erreichen kann.

Bringt er auch Vorteile für den Vorgesetzten?

Vorgesetzte werden im neuen Prozess gewaltig entlastet, weil sie am Ende des Jahres nicht mehr vor der unmöglichen Aufgabe stehen, sich an die Leistungen sämtlicher Mitarbeitenden während der letzten 12 Monate zu erinnern. Durch den kontinuierlichen Austausch werden 90% der benötigten Daten das gesamte Jahr hindurch gesammelt und sofort zur Optimierung eingesetzt. Dies vereinfacht den Prozess nicht nur, sondern erhöht auch dessen Qualität dramatisch. Vorgesetzte können sich so vollständig auf das Coaching ihrer Mitarbeitenden fokussieren und deren Leistungen verbessern.

Gibt es konkrete Zahlen, welche die Auswirkungen des neuen Ansatzes belegen?

Absolut. Wie eingangs erwähnt, waren die Erfolge von Adobe die treibende Kraft hinter der Transformation vieler anderer Unternehmungen. Die Vorteile, dass Mitarbeitende jederzeit ihre Leistungseinschätzung kennen, sich an kontinuierlichem Feedback weiterentwickeln können und Vorgesetzte ihren Fokus von Administration zu effektivem Coaching wandeln können, haben einen signifikanten, positiven Einfluss auf die Motivation der Mitarbeitenden:

Bei Adobe z.B. ging die Mitarbeiterfluktuation um stolze 30% zurück. Bei einem weiteren Unternehmen gaben 69% der Mitarbeitenden an, dank dem neuen Prozess hilfreiches Feedback erhalten zu haben. Andere erreichten gar Höchstwerte von 93% punkto Mitarbeiterengagement. Auch das US-Unternehmen GE veröffentlichte Zahlen über eine deutlich höhere Produktivität innerhalb ihrer Pilotgruppe, als diese das neue Modell einführte.

Der Prozess von kontinuierlichem Feedback und nahem Coaching macht also nicht nur intuitiv Sinn, sondern hält auch in der Praxis sein Versprechen.

Mischa Riedo

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