Personalgewinnung

Sind HR-Leute zu wenig marketingorientiert?

human resource

Im Personalwesen ist aufrechtes Gehen – im übertragenen Sinne – ein gesundes Selbstvertrauen also, noch zu oft Mangelware. Dagegen schreibt HR-Fachmann Jörg Buckmann in seinem neuesten Buch «Personalmarketing to go» an.

Gastbeitrag von Lukas Schweizer

Visibilität schafft Vertrauen

Eine gute Portion Selbstsicherheit schadet im Leben grundsätzlich nicht. Die Formel lautete: Ohne Ego kaum Erfolg.

Muss man also auch als Personaler mit einem guten Ego ausgestattet sein? «Aber ja, unbedingt. Ego ist eine der fünf Essenzen von Frechmut», sagt Jörg Buckmann, Berater für Personalgewinnung und HR-Kommunikator aus Zürich. Um dann gleich anzufügen: «In der meist eher zurückhaltenden HR-Welt hält sich das Verständnis für diese Eigenschaft aber noch in klar überschaubaren Grenzen.»

Dabei sei die Sichtbarkeit der Personaler nicht nur in der Personalgewinnung wichtig: In stürmischen Zeiten, wenn die HR-Wogen in den Unternehmungen hoch gehen und Zukunftsaussichten tief fallen, sei die Visibilität des Kapitäns gefordert. Das schaffe Vertrauen und biete einen Anker in unsicheren Zeiten.

«Viele Personaler sind jedoch eher introvertiert, ihre Stärken liegen traditionell eher weniger im Verkäuferischen», so Jörg Buckmann weiter, viele seien im allerbesten Sinne stille Schaffer. In seinem neuesten Buch «Personalmarketing to go» (siehe Kasten) fordert Jörg Buckmann darum zur verbalen Schlagfertigkeit auf. Leistungsorientierung werde nicht gerade instinktiv mit Human Resources gleichgesetzt. Frechmut bedeute darum eben auch, selbstbewusst(er) aufzutreten.

Personaler prominent platzieren

Für Jörg Buckmann beginnt das aufrechte Gehen im Kleinen, im Alltag. Zum Beispiel indem man bewusst den Dialog mit den Zielgruppen sucht.

«Wer Menschen für sich gewinnen will, sollte die Kontaktaufnahme einfach machen», so der HR-Fachmann. Das klinge banal, sei aber in den Labyrinthen der Karriere-Webseiten alles andere als Alltag. Eine Ansprechperson gehört prominent in alle digitalen Schaufenster. «Und ich spreche hier von einer Person», ergänzt Jörg Buckmann. «Nicht einfach von einer Telefonnummer.»

Frechmut im Quadrat

Ein Grundprinzip, das sich als roter Faden durch Buckmann’s Buch zieht ist, andere Wege zu gehen, Neues und Ungewohntes zu wagen. Auch wenn es um das Ego im HR-Wesen geht. Ein Beispiel:

Nach 35 Jahren wurde für das deutsche Städtchen Wiehl bei Köln ein neuer Bürgermeister gesucht. Normalerweise hätten die politischen Parteien ihre Kandidaten einzeln aufgestellt.

Doch in Wiehl wurde ein neuer Weg eingeschlagen. SPD, CDU und FDP beschlossen den neuen Magistraten gemeinsam mittels Stelleninserats und Microsite im Web zu suchen. Alle, die über das erforderliche Anforderungsprofil verfügten, konnten sich bewerben. So sollte die richtige Person für das Amt gefunden werden – zum Wohle von Wiehl.

Für Jörg Buckmann ist das nicht nur aufrichtig und selbstbewusst, es ist für ihn auch nicht nur Frechmut, sondern Frechmut im Quadrat.

Breitbeinig gehen

Selbstbewusstes Auftreten kann physisch trainiert werden, wie Jörg Buckmann weiss – und auch selbst ausprobiert hat. Mit dem «breitbeinigen Gehen». Dabei freut sich das Kleinhirn, dass es zeigen kann, wie schön es ist, das Gleichgewicht zu halten. Und es gibt die Meldung an das Grosshirn weiter: Alles im Lot, weiter so, schön breitbeinig weiter bewegen und Füsse aufsetzen. Das Grosshirn ist damit auch gut beschäftigt. Gross- und Kleinhirn sind in aufmerksamem Dialog miteinander. Im Emotionszentrum können sich weder Angst noch Herzklopfen nicht wichtig machen. So simpel ist es.

Warum nicht?

Ein Risiko bleibt allerdings, wenn man als Personaler selbstbewusst, aufrecht und frechmutig durch das Berufsleben geht: Es besteht die Gefahr, dass man Erfolg hat, angesprochen und von Anfragen überschwemmt wird.

«Sie haben Angst davor?», fragt Jörg Buckmann. «Das ist doch das Ziel Ihrer Personalwerbung. Oder nicht?!»

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Der PRAXIUM Verlag ist der Fachverlag zum Personalmanagement und hrmbooks.ch die HR-Online-Fachbuchhandlung mit einem redaktionell recherchierten und praxisorientierten Fachinformations-Angebot. Einige Blog-Beiträge sind auch Auszüge daraus oder Beiträge seiner Autoren.

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