Für ein erfolgreiches Coaching ist die Grundhaltung einer Führungskraft von grosser Bedeutung. Dies gilt für nahezu alle in diesem Buch zur Sprache kommenden Massnahmen und Motivationsfaktoren. Sie muss sich ihres ethischen Verständnisses bewusst sein, da dies massgeblich die Qualität der Gespräche bestimmt.
Jeder Mensch hat aufgrund individueller Fähigkeiten seine ganz besondere Aufgabe. Ein Coach muss wissen, dass jeder Mensch mit konstruktiven Anlagen zur Welt kommt, die ihn befähigen zu wachsen und sich als Person zu verwirklichen. In der Art und dem Wesen des Menschen findet sich seine Aufgabe und damit sein Potenzial, seine Chancen.
In der Praxis bedeutet das: Der Coach weiss um die Entwicklungsmöglichkeiten jedes Menschen und respektiert diesen in seiner Eigenart. Dieses positive Menschenbild und ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen mit starken Motivationsfähigkeiten sind für einen Coach zentral und letztlich stärker zu gewichten als Ausbildungsaktivitäten.
Ein nach den Grundsätzen des Coachings führender Vorgesetzter darf keine Entscheidungen „abnehmen“ oder ihm anvertraute Personen aus der Verantwortung für ihr Handeln entlassen. Es gibt Menschen, die sich einen Coach als eine Art Guru oder gar Therapeuten suchen. Dieser soll ihnen dann sagen, was richtig oder falsch, gut oder schlecht sei und wie sie sich verhalten sollen. Genau diese Erwartung ist aber verfehlt und ist nicht die Aufgabe eines Coaches.
Was zeichnet Coaching aus?
Coaching wird oft einfach und treffend als ein Prozess bezeichnet, bei dem die Führungskraft Mitarbeitenden hilft, zu lernen, wie diese Aufgaben und Probleme selber lösen können. Es gibt einige griffige Merkmale des Coachings, die diese populäre Methode sehr exakt charakterisieren und definieren. Coaching
· zielt auf dauerhafte Verbesserung der Arbeitsresultate ab,
· ist „Fordern und Fördern“ und nicht „Liebsein und Verwöhnen“,
· ist Hilfe bei der Umsetzung einer Problemlösung, also im Kern Hilfe zur Selbsthilfe,
· will einen Prozess des Noch-Besser-Werden-Wollens auslösen.
Die Wir- und Teamhaltung
Eine zu sehr ichbezogene Haltung büsst stark an Motivationswirkung ein. Sie schliesst Mitarbeiter am Erfolg aus, degradiert sie zu Statisten und lässt sie am Erfolg somit nicht teilhaben, was für eine Führungskraft nahezu eine Todsünde ist. Das Besondere ist dabei nicht nur, dass jeder Einzelne den Erfolg mit geniessen kann und darf, sondern dass der Teamzusammenhalt bewusst gestärkt und gelebt wird, was sich wiederum auf das Teamklima und das Leistungsniveau positiv auswirkt.
Daher ist die Wir-Haltung, die die Führungskraft und das Team als Ganzes miteinbezieht, von entscheidender Bedeutung. Diese Wir-Haltung sollte dabei konsequent und überall kommuniziert werden, vom Bericht an die Geschäftsleitung, über einen Projektabschluss über Statements auf Meetings und bei Referaten bis zu Anerkennungen im Team in besonders ausgeprägtem Ausmasse.
Kritisches Hinterfragen zu Mitarbeiterbeziehungen
Bei gewissen Mitarbeitern kann bei gestörten Beziehungen ein Rückzugsverhalten einsetzen, wenn der Glaube an Fähigkeiten und Kompetenz fehlt. Dies verunmöglicht den Aufbau einer motivierenden Beziehung und Zusammenarbeit. Einige Prüffragen können hier vorbeugen helfen:
· Welche Mitarbeiter fallen mir spontan als kompetent ein?
· Zu welchen MA kann ich etwas zum Kompetenzprofil aussagen?
· Bei welchen zögere ich, welche fallen mir aufs erste nicht ein?
· Wem übertrage ich regelmässig zusätzliche/ neue Aufgaben?
· Bei wem tue ich dies nur manchmal, selten oder nie?
· Mit wem bin ich über die Weiterentwicklung seiner Kompetenzen im Gespräch?
· Gehe ich auf Querdenker zu oder weiche ich ihnen aus?
Das positive Menschenbild als wichtigste Grundlage
Glaubwürdigkeit der Kommunikation und getroffener Motivationsmassnahmen sind von grösster Bedeutung. Diese Grundhaltung ist von vielleicht grösster Bedeutung überhaupt, da nur sie diese Glaubwürdigkeit ermöglicht. Nur wer erkennt und sich auch so verhält, dass Menschen im Allgemeinen immer über besondere Fähigkeiten verfügen, ihre Persönlichkeit grundsätzlich entfalten und weiterentwickeln möchten und daran interessiert sind, für den Unternehmenserfolg ihren Beitrag zu leisten, ist auf Dauer eine wirklich motivierende Führungskraft.
Toleranz anderen Motivationsprofilen gegenüber
Besonders negative und Beziehungen vergiftende Auswirkungen hat gemäss Motivationsforscher Steven Reiss das fehlende Verständnis von Führungskräften für unterschiedliche Motivationsprofile anderer Mitarbeiter.
Diese von ihm als „Self-hugging“ bezeichnete Haltung beruht auf der automatischen Vorannahme, dass man seine Werte oft als die vernünftigsten betrachtet und diese daher auch für andere gelten. Konkret heisst dies, dass leistungsbewusste Führungskräfte verstehen müssen, dass diese Motive bei anderen Mitarbeitern nicht dermassen stark oder nur in schwacher Ausprägung vorhanden sind.
Förderung der persönlichen Beziehung
Mitarbeitende nur als Produktivkräfte zu sehen und zu behandeln, erzeugt Kälte und verhindert emotionales Engagement. Eine warme, und von Humor, Achtung und Wertschätzung geprägte Beziehung auf Vertrauensbasis als stärkstes Bindeglied trägt wesentlich zur Motivation bei.
Konsequente Persönlichkeitsförderung
Der Philosoph Karl Jaspers vertrat wohl völlig zu Recht die Meinung, dass Menschen das sind, was sie sind durch eine Sache oder Aufgabe, die sie ganz zu ihrer eigenen machen können. Ein zentraler Faktor ist nebst der konsequenten Anerkennung die Persönlichkeitsförderung. Ein Vorgesetzter, der seine Mitarbeiter fördert,
· zeigt Vertrauen in deren Fähigkeiten, fördert das Selbstvertrauen
· beweist das Interesse an einer langfristigen Zusammenarbeit
· zeigt, dass der Mitarbeiter nicht nur für das Unternehmen oder seinen Vorgesetzten, sondern ebenso für sich und seine persönliche Weiterentwicklung arbeitet.
Dabei ist wiederum auf individuelle Gegebenheiten zu achten wie Talente, Stärken, Wertvorstellungen und Lebensziele des Mitarbeitenden. Die nachfolgende Übersicht zeigt konkrete Möglichkeiten der Mitarbeiterförderung auf.
0 Kommentare zu “Coaching als Motivationsinstrument par excellence”