Masshalten gilt gemeinhin als vernünftiges und besonnenes Verhalten, so schwer es mitunter auch fallen mag, diesen Leitsatz in allen Lebenslagen wirklich zu beherzigen. Auch im Umgang mit Zielen und Zielvereinbarungen ist es nicht anders.
Haben Sie einmal sich selbst oder andere erlebt, wenn die Distanz zum Ziel verloren geht, wenn freudige Motivation in Verbissenheit und Engstirnigkeit umschlägt
Die Praxis zeigt, dass gerade einige der überaus engagierten und zielstrebigsten Führungskräfte und Mitarbeiter den Bogen mitunter überspannen und unbedacht in eine extreme Haltung verfallen. Dann gilt nur noch die Zielerreichung, alles andere scheint aus dem Blickwinkel zu geraten:
Wir empfinden den Kollegen, der um Unterstützung bittet, als störend und verschieben wenn möglich die Hilfeleistung; wir quittieren die verspätete Lieferung der Daten durch die Nachbarabteilung mit offener oder unterdrückter Zornesröte; körperliche Ermüdungserscheinungen nehmen wir kaum noch wahr; private Kontakte und Interessen werden vernachlässigt. Flow-Gefühle schlagen in negativen Stress um. Die gesunde tatkräftige Gelassenheit geht verloren; das produktive Miteinander im Team nimmt Schaden; Probleme treten auf, sei es gesundheitlich, privat oder beruflich. Wer nur noch seine Ziele vor Augen hat, nimmt oft zu spät wahr, wenn Schwerpunkte anders zu setzen sind.
Wie so oft im Leben ist es eine Gratwanderung: Ziele verinnerlichen, sich mit diesen identifizieren, sich ihnen aber nicht unterwerfen. Motivation entwickeln, wenn möglich bis zum höchsten Anschlag, aber die Grenze erkennen, bevor Leidenschaft zur Besessenheit wird. Work-Life-Balance ist heute in vielen Organisationen ein offenes Thema – einerseits weil die Arbeitsintensität steigt, andererseits weil mitunter der innere Antrieb zur eigenen Überforderung wird. Balance halten – das heisst die Grenzen erkennen.
EMPFEHLUNGEN:
- Machen Sie sich und Ihren Mitarbeitern bewusst, dass die
Gesamtorganisation auf die Erreichung aller Ziele angewiesen ist, nicht nur auf
Ihre. - Vergessen Sie nicht, dass Sie (aus Sicht der
Gesamtorganisation) nur einer, die anderen aber viele sind. Dieser Gedanke
hilft manchmal, vor lauter Zielorientierung die Ziele und Interessen der
anderen nicht zu übersehen. - Unterschätzen Sie Ihre privaten und familiären Ziele nicht.
Für Work-Life-Balance ist auch jeder selbst verantwortlich. - Achten Sie bei Ihren Mitarbeitern darauf, dass die Ziele
nicht auf Kosten der gegenseitigen Unterstützung verfolgt werden. - Seien Sie achtsam gegenüber Tendenzen von Übermotivation und
Anzeichen von Überforderung – sowohl bei Ihnen selbst als auch bei anderen.
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