Über kaum ein Thema wie die Motivation wird derart viel geschrieben, diskutiert und gerätselt. Doch es sind oft die kleinen Aufmerksamkeiten, die grosse Wirkungen erzielen. Einige konkrete Tipps, auch aufgrund von Studien, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Definition der Mitarbeitermotivation
Vorerst noch einige grundsätzliche Gedanken zur Motivation: Interessant und sehr pragmatisch ist die Definition von Jörg Zeyeringer, dem Autor des übrigens sehr lesenswerten Buches „Der Treppenläufer“: „Motivation heisst, ein klares, konkretes Ziel vor Augen zu haben, zu versuchen, es mit sehr hohem Einsatz zu erreichen und dabei konsequent bei der Sache zu bleiben“. Grundsätzlich sollte Motivation von zwei Seiten aus betrachtet werden – nämlich die Motivatoren und Demotivatoren:
- Massnahmen, um andere Menschen für Vorhaben und Ziele zu gewinnen, so dass sie idealerweise mit Begeisterung und Freude mitmachen.
- Massnahmen, die verhindern, dass Menschen demotiviert werden, also dafür zu sorgen, dass Mitarbeiter nicht durch Negatives frustriert werden.
Dieser Sichtweise liegt die Herzberg-Therorie zugrunde, nach der zwischen sogenannten Hygienefaktoren, welche bei positiver
Ausprägung die Entstehung von Unzufriedenheit verhindern, aber nicht aktiv und direkt zur
Zufriedenheit beitragen und den Motivatoren welche die Motivation zur Leistung selbst und schwerpunktmässig aus dem Arbeitsinhalt und aktiver Einflussnahme heraus beeinflussen.
Wie motivierbar ist dieser Mitarbeiter?
Wirklich motivierte Mitarbeiter und Menschen sind von sich aus bereit, ihr Bestes an Leistung und Engagement zu geben, arbeiten aus einer inneren Überzeugung heraus und sind persönlich an einem guten Ergebnis und an guter Arbeitsqualität interessiert. Denn: nicht nur Führungskräfte und Arbeitgeber haben eine Motivationspflicht – die Mitarbeiter selber müssen auch ihren Beitrag leisten, und zwar mit der grundsätzlichen Motivierbarkeit, dem Interesse für Arbeit und Stelle und dem Ehrgeiz und der Bereitschaft, ihr Bestes zu geben und sich über Wertschätzung für deren Leistung zu freuen.Da Mitarbeitermotivation eng mit der persönlichen Prioritätensetzung von Beruf und Arbeit zusammenhängt, sollte man schon bei der Personalgewinnung, und zwar bei Führungskräften und Mitarbeitern ohne Führungsfunktionen gleichermassen, stark auf Kriterien der Motivierbarkeit, des Stellenwerts von Beruf und Arbeit und des Leistungsbewusstseins, achten.
Motivation steigern mit täglichen Wertschätzungen
Es sind nicht primär die gross angelegten und ausgeklügelten Motivationsprogramme oder Konzepte von Motivationsgurus und Leitbilder von HR-Strategen, die der Motivation dienen. Oft sind es konkrete Handlungen von Respekt und Wertschätzung im Führungsalltag gepräge Handlungen, die schon sehr viel bewirken können.Denn es sind nicht nur die kleinen Geschenke, welche Freundschaften erhalten, sondern auch kleine Aufmerksamkkeiten im Führungsalltag, welche Mitarbeiter motivieren und Wertschätzung und Sympathie zum Ausdruck bringen. Sie wünschen konkrete, schnell realisierbare Beispiele? Hier sind sie:
- Gratulations-Abendessen mit Lebenspartner
- Ein das Ferienziel symbolisierendes Geschenk
- Ein kleines „Habe soeben an Sie gedacht“
- Nach einer Stress-Woche: Sauna- oder Massage-Gutschein an das Team
- Einladung Assistent(in) zur Geschäftsreise-Begleitung
- Ein Freizeit-Tipp zum bekannten Hobby/Interessengebiet
- Grüsse an den Ferienort von Mitarbeitern senden
- Meeting-Thema: Heute mal ein ganz anderes, nämlich Ihre…
- Abend-Service nach Überstunden: Einkauf ist schon erledigt
- Einladung: Ohne Sie wäre dies alles nicht möglich gewesen
- Meeting an einem überraschenden, neuen, originellen Ort
- Blumenstrauss an Lebenspartner(in) senden lassen
- Abgabe von Stresshilfe-Sets für Entspannung
- Buch mit Anerkennungs-Widmung
- Das Dankeschön-Post-it mit Frühstück
- Abteilungserfolg mit individuellen Symbolgeschenken feiern
- Kunden-Komplimente kommentiert weiterleiten
- Anerkennungsbrief an Privatadresse und Familie
- Geschenk zum Hobby und persönlichen Interessengebiet
- Besondere Anerkennungs-Zertifikate einführen
Motivation wirkt individuell
Was leider zu oft vergessen geht: Auch Motivation ist stark von Persönlichkeit, Situation, Unternehmenkulturen, Generationen, Führungsstilen und anderen Faktoren abhängig. Um so stärker und konsequenter dies berücksichtigt wird, desto wirksamer sind Motivationsmassnahmen. Nur ein Beispiel: Während eher ältere oder bildungsferne Mitarbeiter oft stark auf Arbeitsplatzsicherheit und materielle Faktoren ansprechen, sind andere, beispielsweise jüngere und gut ausgebildete, am Anfang ihrer Karriere stehende Arbeitskräfte oft wesentlich mehr an Laufbahnplanung, Perspektiven und Weiterbildung interessiert. Jeder Mitarbeiter hat sein persönliches Motivationsprofil, die einen sprechen auf Sicherheit und Anerkennung an, andere ziehen Karriere und Herausforderung vor und wieder andere schätzen Freiräume und Selbständigkeit.
Das Menschenbild der Führungskraft
Solche Aufmerksamkeiten und Verhaltensweisen können wie schon erwähnt nur Führungskräfte glaubwürdig rüberbringen und praktizieren, die sich auch im Führungsalltag wertschätzend verhalten und Mitarbeiter für gute Leistungen fördern und loben. Man muss sich auch vor der Illusion hüten, dass dies trainiert oder gelernt werden kann. Es ist die Persönlichkeit mit dem entsprechenden Menschenbild der Führungskraft, welches schon bei der Rekrutierung berücksichtigt werden sollte. HR-Leute können Empfehlungen, Ideen und Informationen zur Bedeutung geben – doch die Umsetzung liegt bei der Führungskraft und deren Glaubwürdigkeit.
Wer andere motivieren will, muss zunächst bei sich selbst anfangen – eine einfache aber grundlegende Voraussetzung. Eine ehrliche und selbstkritische Bestandesaufnahme der eigenen Persönlichkeit ist unerlässlich, wenn man Mitarbeiter für etwas gewinnen will. Um dies zu erreichen, muss man bei sich selbst Blockaden und hinderliche Einstellungen auflösen und sich über die zentralen Motivationsfaktoren und das Menschenbild im klaren sein.
Mitarbeitermotivation durch Empowerment
Empowerment beinhaltet alle betrieblichen Aktivitäten, die die Mitarbeiter sowohl auffordern als auch ermächtigen und anspornen, in der Unternehmung eine persönliche Verantwortung für die
Zielerreichung ihres Verantwortungsbereiches zu übernehmen. Grundlage für den
damit verbundenen partizipativen Führungsstil ist eine Dezentralisierung von Macht und Entscheidungsverantwortung. Psychologisch gibt ein Unternehmen damit auch Vertrauen in die Fähigkeiten und das Verantwortungsbewusstsein zu erkennen, was wiederum einen wichtigen Beitrag zur verstärkten Motivation leistet. Es sind dafür aber Freiräume, qualifizierte Führungskräfte und eine Unternehmenskultur notwendig sowohl in der Denk- und Grundhaltung wie auch in der täglichen Führungspraxis.
Was Studien zur Motivation immer wieder zeigen
Studien, Untersuchungen, Befragungen und mehr zeigen immer wieder von neuem: Was aber ausnahmslos und immer vor allem authentisch, nachhaltig und glaubwürdig wirkt, sind emotionale und auf Anerkennung und Wertschätzung basierende Aktivitäten – was genau die obigen Beispiele tun. Hier spielt nicht der Bonus oder der materielle Wert die Rolle, sondern die Symbolik dahinter. Dies wiederum bedeutet aber, dass mit solchen Aufmerksamkeiten auch die Grundhaltung der Führungskraft, das Umfeld, die Kommunikation und die Wertschätzung vorher und nachher stimmen müssen. Aber auch Verantwortung, interessante Aufgaben und Perspektiven und ein guter Teamgeist tragen viel zur Motivation bei.
Finde es toll, dass man in diesem Beitrag einmal klar sagt, worum es letzten Endes geht: Anstand und Respekt vor Menschen mit konkreten Wertschätzungen. Hebt sich wohltuend von aufgeblasenen Programmen, Philosophien und Strategien ab, die vielerorts herumgereicht werden.