Human Resource Management

Haben Sie auch genug von der Digitalisierung?

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Können Sie es auch bald nicht mehr hören? Digitalisierung hier, Digitalisierung dort, ein ekstatischer Aufschrei, wenn ein Chatbot wieder einige annähernd Sinn machende Sätze mehr hinkriegt, ein Donnergrollen, wenn Google Neues zu seinem Jobportal vermeldet und die uns vollends ins paradiesische HR-Nirvana führende künstliche Intelligenz als neueste Heilsverkündung.

Sicher, die Digitalisierung verändert das Human Resource Management tiefgreifend. Es vereinfacht und strafft Prozesse, erzeugt interessante Daten für interessante Analysen und sorgt zuweilen für mehr Objektivität in Entscheidungen, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Vieles ist begrüssenswert. Das muss immer wieder betont werden, da man als Digitalisierungs-Kritiker schnell in die Ecke der Technologie-Feindlichkeit gedrängt oder gar als Maschinenstürmer verschrien wird.

Aber eben nicht alles ist begrüssenswert und bringt das HR substanziell in den wirklich relevanten Bereichen weiter. Zum Beispiel die Tatsache, dass vieles in der Digitalisierung letzten Endes oft quantitativen Zielen wie Effizienz, Schnelligkeit, Ressourceneinsparungen, Prozessoptimierungen und Messbarkeit dient und wirklich wesentliche und erfolgsentscheidende Mehrwerte nur wenige zu finden sind.

Vieles Wichtigeres gerät zu sehr ins Hintertreffen

Besonders bedenklich aber ist, dass viele Entwicklungen im HR, die wesentlicher und um ein Vielfaches mehr zum substanziellen Fortschritt beitragen, wenn überhaupt, nur noch am Rande thematisiert und verbessert werden. Stichworte wie Sinnstiftung und Lernmotivation, Mitarbeiterbindung und Mitarbeiterförderung, neue Erkenntnisse in der Psychologie der Mitarbeiterführung, Anforderungen an Sozial- und Kommunikationskompetenzen von Führungspersönlichkeiten,  Gewichtung der emotionalen Intelligenz sind einige wenige Beispiele, die ein Mehrfaches zum HR-Erfolg beitragen, als neue Recruiting-Chatbots oder optimierte Matching-Technologien.

Dringendere und wichtigere Themen

Das Wesentliche, nämlich Mitarbeiter fördern und deren Talente entwickeln, eine glaubwürdige und authentische Kommunikation pflegen, die Passion der Mitarbeiter für Spitzenleistungen entfachen, die wirklich besten zur Unternehmenskultur passenden Führungskräfte gewinnen, frei werdende Ressourcen im Recruiting für verbesserte Kommunikation nutzen – diese und viele hunderte von dringenderen und wesentlich wichtigeren weiteren Erfolgsfaktoren in HR und Arbeitswelt verbessert die Digitalisierung nicht und oder trägt zumindest nur wenig dazu bei. Und wenn es gar Tools gibt deren Anbieter allen Ernstes behaupten, den Cultural Fit von Kandidaten messen zu können, ist dies ein Beispiel, wie vermessen und realitätsfremd Leistungserwartungen der Digitalisierung zuweilen sind.

Noch immer eklatante Mängel

Viele Digitalsysteme sind darüber hinaus noch immer nicht ausgereift und fehlerhaft. Das ist nicht nur bei selbstfahrenden Autos und Flugsystemen, die sogar Menschenleben fordern, so. Auch im HR sind Algorithmen, ob in Prozessen oder der Kommunikation, einfach noch viel zu oft unzuverlässig, versagen in wichtigen Situationen und können in die Irre führen. Oder Innovationen wie etwa Chatbots oder die Künstliche Intelligenz allgemein, deren Dienste schnell einmal versagen, wenn Dinge komplex werden oder Programmierer aussergewöhnliche Situationen ganz einfach nicht einbezogen haben. Besonders heikel oder gar gefährlich wird es immer dann, wenn digitale Entscheidungen von Menschen nicht mehr nachvollzogen werden können.

Sich vom heiligen Gral der Digitalisierung losreissen

Soll das heissen, die Digitalisierung zu stoppen oder zum Digitalisierungs-Skeptiker und – Warner zu werden? Keinesfalls. Es soll nur heissen, wieder auf den Boden der Realität zurückzukommen, die wirklich relevanten Chancen und Aktivitätenfelder des HR zu erkennen und sich ihnen wieder gebührend zu widmen. Und sich vom heiligen Gral der Digitalisierung loszureissen und zu erkennen, was sie wirklich ist: Ein Instrument unter vielen zur Effizienzsteigerung und Optimierung, und selbst dort nicht einmal immer das wichtigste und erfolgsentscheidendste.

Eine ähnliche Kritik zur überbordenden Digitalisierung übt auch Jörg Buckmann hier in seinem lesenswerten Artikel “HR Marketing: Mit gesundem Menschenverstand“.

 


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